Geschichte der Insel Ischia
Archäologische Forschungen haben die Spuren einer alten Zivilisation der Steinzeit auf Ischia bezeugt. Im Inselinneren wurden steinerne Werkzeuge aus dem 3. Jahrtausend vor Christus gefunden. Keramikreste aus der Bronzezeit hingegen wurden auf dem Hügel von Castiglione entdeckt. Die uns nähere Geschichte der Insel fängt aber erst im 8. Jahrhundert vor Christus an, als Siedler aus Euböa die erste Kolonie des Großgriechenlands im westlichen Mittelmeerraum auf einem Hügel über dem heutigen Lacco Ameno gründeten, die Pithecusae genannt wurde. Laut dem deutsch stammenden Archäologen Dr. Giorgio Buchner (München 1914 – Ischia 2005) kamen die etruskischen, lateinischen und italischen Völker durch die Euböer von Pithecusae zum ersten Mal mit der hellenischen Zivilisation und ihrer Handwerkskunst in Kontakt. Dank der von Dr. Buchner und Don Pietro Monti (1915 – 2008), Prior der Basilika der Heiligen Restituta in Lacco Ameno, ab 1952 durchgeführten Ausgrabungen kamen eine Vielzahl von Gegenständen dieser altgriechischen Kolonie in mehr als 1000 Gräbern der Nekropole von San Montano am Fuße des Monte Vico ans Licht, wo die Akropolis von Pithecusae lag. Unter der Basilika der Heiligen Restituta am Platz von Lacco Ameno wurden die Reste einer frühchristlichen Basilika und Krypta aus dem 4. Jahrhundert entdeckt, wodurch das Vorhandensein des christlichen Glaubens auf der Insel belegen.
Im Jahre 1954 entdeckte Dr. Buchner in einem Grab den Nestorbecher(725 v.Ch.), was als wichtigstes Fundstück von Pithecusae gilt und heutzutage im Archäologischen Museum der Villa Arbusto in Lacco Ameno zu bewundern ist. Der Nestorbecher ist aber nicht nur wegen des Bezugs auf Verse Homers aus dem Epos „Ilias“ von Bedeutung, denn es geht dabei um eins der ältesten bislang gefundenen Beispiele des griechischen Alphabets auf italienischen Boden. Ischia erlebte vom 8. bis zum 3. Jahrhundert v.Ch. eine echte Blütezeit. Der Fortschritt von Cumae und dann von Neapolis bedeutete allmählich gleichzeitig der Niedergang Ischias, die nicht zuletzt wegen den Erbeben verlassen wurde. 474 v.Ch. leistete der Tyrann Hieron von Syrakus mit seiner eigenen Flotte den Einwohnern Cumaes Hilfe gegen die Etrusker, was zur etruskischen Niederlage bei der Schlacht con Cumae gegenüber Lacco Ameno beitrug. Die Insel wurde von Hieron besetzt, wer sie als Stutzpunkt für seine Flotte verwendet hat.
Die Römer haben auf Ischia im Jahre 315 v.Ch. eine ihrer Siedlungen östlich des Burgberges namens Aenaria gegründet, die infolge des Bradisismus – unterschiedlich heftiges Heben und Senken räumlich begrenzter Bodenflächen einer vulkanischen Gegend – unter den Meeresspiegel versank so dass das Inselchen von der „großen“ Insel endgültig getrennt wurde. Aenaria wurde bald das Zentrum der neuen Aktivität der Insel: die Metallbearbeitung, wo u.a. die Waffen für die Römische Flotte hergestellt wurden Die Römer entdeckten viele der Thermalquellen der Insel und deren heilende Wirkung und richteten die ersten Bäder ein. Wohlhabende Römer wurden also die ersten „Kururlauber“ auf Ischia. Allerdings waren sie vom vulkanischen Risiko der Insel bewusst und haben vorgezogen, ihre großen Villen und Thermen rings um dem Golf von Pozzuoli aufzubauen. Kurz vor der Zeitwende geriet die Insel in den Machtbereich Neapels. Als der Vesuv 79 n.Chr. Pompeji, Herkulaneum und andere nah gelegene Städte zerstörte, flohen zahlreiche Neapolitaner hierher. Der heutige Name der Insel geht erst auf das Mittelalter zurück. In einem Brief aus dem Jahr 813 an Karl den Grossen bezeichnet Papst Leo III die Insel als „Insula“, woraus im Laufe der Zeit „Insla“, „Isla“, „Iscla“ und schließlich „Ischia“ entstanden sei.
Die römische Präsenz auf der Insel ließ infolge der verstärkten tellurischen Aktivität 130-150 n.Ch nach. Eine bewegte Zeit begann nun für Ischia: nach den Neapolitanern kamen die Vandalen, Byzantiner, Sarazenen, Normannen und schließlich die Staufer, die 1154 Ischia eroberten. Danach begann zwischen Franzosen und Spaniern ein Kampf um die Insel und ihre Festung, der Jahrhunderte andauern sollte. Nach den Anjous herrschten die Aragonier bis zum 18. Jahrhundert über Ischia.. Ischia erlebte Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts eine echte Floreszenz als Costanza d’Avalos und die Dichterin und Renaissance-Dame Vittoria Colonna im Castello lebten. 1509 fand die Traumhochzeit der jungen Vittoria mit Ferrante d’Avalos in der Kathedrale des Castello statt.
Die Truppen von Napoleon und den Bourbonen herrschten über Ischia in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte der Bourbonenkönig Ferdinand II von Neapel die Umgestaltung der See gegenüber dem Montagnone als Hafen für Ischia. 1854 hat der König selbst den Hafen Ischias feierlich eröffnet. Er ließ ebenfalls die Pfarrkirche Madonna del Porto Salvo gegenüber dem Hafen aufbauen. Erst 1860 als Italien durch Giuseppe Garibaldi seine nationale Freiheit erlange, kam auch Ischia zur Ruhe. Nur noch einmal wurde die Insel von fremden Soldaten besetzt: 1942-1944 durch die deutsche Wehrmacht. Im Jahre 1956 wurde eine Wasserleitung von Neapel nach Ischia verlegt Damit wurde eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Tourismus geschaffen, der sich während der Nachkriegszeit ab 1950 immer schneller als Haupteinkommensquelle der Insel entwickelt hatte. Der Reiz Ischias als Urlaubsziel für Kururlauber, was schon die Römer zu schätzen wussten, wurde sicher auch durch den italienischen Verleger Angelo Rizzoli erhöht, der in Lacco Ameno das Luxus-Kurhotel Regina Isabella und das Krankenhaus Angela Rizzoli baute.
Als Bestandteil der Region Kampanien war Ischia sehr eng mit ihrer Geschichte und besonders mit dem Schicksal der Insel Procida bis zum 19. Jahrhundert verbunden . Heutzutage öffnet sich Ischia durch eine immer bessere Qualifizierung ihrer Hotels- und Kuranlagen im Einklang mit den neuen Herausforderungen sowohl dem italienischen als auch dem internationalen Tourismus vor allem innerhalb der Europäischen Union. Heute stellt sich Ischia auch den Stammgästen immer vielseitiger vor: das Meer, lange Sandstrände, verborgene Buchten, wo das Thermalwasser direkt ins Meer sprudelt, grüne Hügel mit einladenden Pfaden durch Weinberge, unerwartete Aussichtspunkte in einer atemberaubenden Landschaft, Parks und grüne Wälder, wo man sich auf die Suche spontaner Wanderwegen begeben kann, alte überwachsene Krater, geschäftige Zentren, Flanierpromenaden und verschlafene Dörfchen. Ischia bleibt nach wie vor immer eine neue Überraschung