Architektur der Insel Ischia
Die Kultur einer Gesellschaft widerspiegelt sich unmittelbar in der Architektur vom sozialen Umfeld, wo die Menschen tagtäglich leben. In unserem Milieu gab es Platz sowohl für ein Palais, wo die Könige und der Hof von Neapel zu Gast waren, als auch für einfache Steinhäuser, welche die Bauer von Forio und Serrara Fontana direkt in den Felsen gebaut haben. Unsere gesellschaftliche Entwicklung lässt sich auch anhand der Architektur erkennen. Auf Grund des Wassermangels während des Sommers wurden auf den Inseln Ischia und Procida überall Wasserzisternen unter den Häusern direkt im Tuffstein ausgehöhlt, dazu wurden die Hausdächer in gewölbter Form gebaut, um das Regenwasser in die Zisternen abzuleiten. Wie im ganzen Mittelmeerraum tragen die Innenhöfe auch in den ischitanischen Villen zur Milderung der Lufttemperatur während des Sommers bei. Die jahrhundertlange Gefahr der Seeräuberüberfälle hat auch die Architektur bestimmt, indem die Häuser an engen Gässchen gebaut wurden. Meistens versteckt sich ein herrlicher Garten hinter einer langen hohen Maurer um ein Haus herum.
Ischia hat immer Menschen aus aller Welt zu sich angezogen. Künstler, Industrieller, Schauspieler und Politiker haben die Insel zu ihrer zweiten Heimat gemacht und Villen entsprechend den verschiedensten Baustilen errichtet. Aus dem Stil jeder Epoche und dem Trend der lokalen spontanen Bauweise entstand ein „lokales Bild“. Hier finden Sie ein paar Beispiele, die Ihnen vielleicht etwas Neues näher bringen können.
DAS KÖNIGSPALAIS ISCHIAS, Palazzo Reale, Ischia Porto –Das ursprüngliche kleine Palais, was dem ischitanischen Hofarzt Francesco Buonocore (1689 – 1768) auf dem Hügel direkt vor dem See auf Ischia gehörte, ist auf 1735 zurückzuführen. Bald wurde es praktisch ein Luxussanatorium für den Hof. Der offizielle Hofmaler Philipp Hackert hat Meisterwerke für das Palais gemalt. Ebenfalls wurde der namhafte Architekt jener Zeit Carlo Vanvitelli die Rekonstruktion vom Palais anvertraut. Ferdinand II, König von Neapel vom 1831 bis 1859, hat sich sehr für das Palais interessiert. Auf seinen Wunsch entstand 1854 u.a. der Hafen Ischias. Nach der bourbonischen Zeit wurde das Königspalais 1865 in eine Militärkuranlage verwandelt. Heute ist es der Sitz der Militärthermen Italiens unter den Namen Stabilimento Balneo Termale Militare Francesco Buonocore, wo auch interessante Kulturveranstaltungen vor allem im Sommer organisiert werden. .
DIE WASSERLEITUNG PILASTRI – Der große Bogen der Wasserleitung trennt an der Hauptstrasse der Insel die Gemeinden Ischia und Barano. Die ersten Versuche, durch den Bau einer Wasserleitung den Wassermangel in Borgo di Celsa (heute Ischia Ponte), zu lösen, fingen 1580 an, als die Lebensbedingungen der Ischitani durch die Dürre schon unzumutbar wurden. Bald scheiterte der erste Versuch durch die unerwarteten kostenaufwendigen Höhenunterschiede zwischen den Wasserbrunnen Buceto (ca. 400 m Höhe) und dem Borgo di Celsa. Eine positive Wende kam mit der Ankunft des neuen Bischofs Girolamo Rocca, wer sich entschieden für die Lösung des Wassermangelproblems durch den Aufbau einer Wasserleitung „römischen Stils“ eingesetzt hat. Doch sehr mühsam und lang war der Weg bis der Bischof endlich im Frühjahr 1685 die Wasserfontäne neben der Stiftskirche des Heiligen Geistes (gebaut zw. 1636 – 1676) in Ischia Ponte zur Freude der Ischiataner segnen konnte.
DIE WACH- UND WEHRTÜRME. Ischia ist ebenfalls dank der zahlreichen kreisförmigen und viereckigen Wach- und Wehrtürme berühmt, die im 16. Jahrhundert vor allem in Forio, auf dem Castello Aragonese, Lacco Ameno, Panza, Testaccio und Sant’Angelo zur Sichtung der Seeräuber in kreisförmig und viereckig gebaut wurden. Sie dienten auch zum Schutz der lokalen Bevölkerung. Barbarossa griff 1544 Ischia an, danach fand der erste Angriff von Dragut 1548 statt, wobei er vier Jahre später Ischia nochmals verwüstet hat. Die schönen Türme von Forio werden heute als Wohnraum benutzt. Eine Ausnahme ist dabei der Torrione (1480) (siehe hierzu unser Kapitel Die Museen).
DIE SOCCORSO KIRCHE – Kirche Santa Maria del Soccorso, Forio d’Ischia – auch Santa Maria della Neve genannt –, heute unbestrittenes Wahrzeichen der Gemeinde von Forio. Sie thront in herrlicher überragender Lage auf dem Felsenvorprung der linken Hafenseite von Forio und ist schon vom weiten dank ihrer schneeweiße Farbe sichtbar. Sie war ursprünglich ein Agustinerkloster mit einer kleinen Kapelle (1350 – 1653). Die Kirche – wie wir sie heute kennen – wurde mehrmals rekonstruiert und geht auf einem Kirchenbau del 19. Jh. zurück. Sie ist eine der interessantesten Beispiele der spontanen Mittelmeerbauweise auf Ischia, wo eindeutige Nuancen vom Barockstil, der Renaissance, der Gotik, sowie der byzantinischen und maurischen Kunst ausgeprägt sind. Ein atemberaubender Sonnenuntergang erwartet Sie da, wobei auch manchmal unter bestimmten Wetterbedingungen der berühmte „grüne Strahl“ genossen werden kann, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet.
DIE VILLA GANCIA, San Francesco Bucht, Forio d’Ischia – Die Villa steht im Besitz der Sekt-Hersteller-Familie Gancia, umgeben von einem berühmten exotischen Kakteen-Garten. Viele italienische VIPS gehören zu den Stammgästen der Villa.
DIE VILLA ZAVOTA, Sentinella, Casamicciola Terme – Heute im Besitz der Prinzessin Mimosa Parodi Delfino, beherbergte die Villa 1864 Giuseppe Garibaldi, wer sich hier von erholt hat: eine Gedenktafel am Eingang erinnert an dieses Ereignis.
DIE STEINHÄUSER UND DIE WEINKELLER – Forio und Serrara Fontana sind durch ihre Steinhäuser und Weinkeller berühmt, die man direkt im grünen Tuffstein ausgehöhlt hat, die man sogar direkt entlang der Strasse bei einer Inselrundfahrt bewundern kann. Das dazu verwendete Tuffstein weist sich als ein ausgezeichnetes Isoliermittel, wodurch die Innentemperatur der Räume ziemlich stabil bleibt.